Was fasziniert an dem Einen Ring?

Ender:

Habe dies schon mal in einem anderen Forum eingestellt und bin gespannt, wie dies hier gesehen wird.

Schon seit einiger Zeit beschäftigt mich ein Phänomen. Egal mit wem ich rede, immer steht der Eine im Mittelpunkt.
Auch der meistverkaufte Artikel im Fanwesen HDR ist wohl der Eine Ring. Freunde von mir haben sogar ihre Trauringe nach dem Vorbild des Einen machen lassen.

Wenn ich die Geschichte lese, oder auch den Film sehe kommt ganz klar raus: Das ist das Böse überhaupt. Schließlich gingen alle Anstrengungen dahin, ihn zu vernichten.

Ist es auch bei vielen Fans so, dass es der ist der sie knechtet, ins Dunkel treibt und ewig bindet? Gut, das klingt jetzt sehr theatralisch und mit Sicherheit stark übertrieben, doch der Kern meiner Frage ist denke ich klar: Warum ist es nicht einer der Drei oder der Sieben? Ich selbst würde, wenn ich es machen würde, mich eher mit einem dieser Ringe schgmücken, oder wenigstens mit Galadriels Phiole, die es ja auch zu kaufen gibt.

Vielleicht hat aber einer von euch eine ganz einfache Erklärung dafür? Hier möchte ich aus einem anderen, sehr guten Film zitieren:
"Erklärt es mir bitte, als sei ich 3 Jahre alt"

Was viele an dem Einen Ring fasziniert sind sicherlich seine mysteriösen Fähigkeiten und sein schlichtes Aussehen. Zudem ist er der Mittelpunkt der Geschichte, der Gegenstand, um den sich alles dreht.

Was den Ring als Schmuckstück sicher so begehrt macht ist zum Einen sein schlichtes Aussehen und zum Zweiten die Ringinschrift. Tengwar waren ja schon immer sehr beliebt.

Mysteriöse Fähingkeiten hatten alle großen Ringe, das kann ich also nicht gelten lassen. Duie Schlichtheit vielleicht (wer will schon mit einem Edelstein rumlaufen). Der Gegenstand vielleicht, aber weder der Titel der Geschichte, noch der Inhalt lässt eine bevorzugte Behandlung zu. Derf Titel bezieht sich auf der Herrn der Ringe, also auf Sauron. Der Inhalt geht mir persönlich in eine andere Richtung. Mut, Opfernereitschaft, Freundschaft, Abenteuer, Rassenprobleme alles hat mehr mit der Geschichte zu tun. Der Ring ist für mich nur das Objekt, welches all die Dinge ermöglicht, oder notwendig macht.

Tengwar okay, aber bedenk doch: "Ein Ring sie zu knechten..." Will das der Träger aussagen. Will er sich höher stellen als alle anderen. Will er die Macht spüren, egal um welchen Preis?

Ist es nicht eher die Faszination des Bösen? Oder ist es einfach nur Gedankenlosigkeit? "Ach wie schick... das will ich auch." Mich erschrickt sowas. Und es macht mir Angst. Zu viele Menschen denken nicht darüber nach, was sie tun, was sie damit anrichte, was es eigentlich bedeutet.

Ist die Frage geschichtsintern oder -extern bezogen?

Falls intern:
Der Eine Ringe verlieh ja Fähigkeiten gemäß den Bedürfnissen des Ringträgers. Zudem ließ er einen in die Geisterwelt übergehen, wenn man ihn am Finger trug (Tom Bombadil, Elben und Sauron mal ausgeschlossen). Diese zwei Fähigkeiten hatte er den anderen Ringen vorraus. Da Saurons böser Wille auch noch in dem Ring war (und er ein Maia von großer Macht und ein Meister der Verführung war), konnte der Ring (anscheinend auch ohne Saurons Wissen) seinen Träger verführen und süchtig machen. Er wird habgierig, bekommt Verfolgungswahn und wird "böse".
aber allein schon wegen seiner ersten Eigenschaft war er begehrter als alle anderen Ringe, die feste Fähigkeiten hatten. Ich hab mal irgendwo gelesen oder gesehen, was er symbolisieren soll.

Falls extern:
Viele werden tatsächlich nur auf die Optik achten und weniger, was er bedeutet. Ich würde offengestanden nicht mit dem Ring am Finger rumlaufen. Wenn ein anderer Tengwar-Text draufgraviert wäre, hätte ich kein Problem damit. Aber nicht mit: Ein Ring sie zu knechten. Das ist für mich irgendwie realitätsferner Größenwahn, was für mich selbst als Scherz nicht lustig wäre.

Vielleicht ist das das Unheimliche an dem Einen Ring. Ringe sind normalerweise Schmuckstücke, bedeutungslose Tändeleien, außer in der Ehe, da beginnt er plötzlich, eine Bindung zu symbolieren. Im Falle des Einen Ringes jedoch wird diese Bindung ganz langsam zu einem würgendem Band, was dem Träger gar nicht klar wird, weil es so kammheimlich geschieht.
Die mentale Wirkung des einen Ringes setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

Die "Beseeltheit" eines einfachen Gegenstandes.
Was wäre, wenn du eines Tages herausfindest, dass dein Anspitzer mit jedem Mal, das du ihn in die Hand nimmst, mehr Macht über dich gewinnt? Dass du tatsächlich einer teuflischen Intelligenz in einem harmlosen, alltäglichen Gewand ausgesetzt bist?

Die Heimlichkeit des Ringes.
Die Personen, die unter dem Einfluss des Einen Ringes stehen, bemerken den Wandel ihrer Persönlichkeit nicht, nur den Lesern und den anderen Charakteren fällt eine sich immer weiter verstärkende Ungehaltenheit auf, die irgendwann plötzlich in offene Besessenheit umschlägt.

Die durchschlagende Wirkung auf den Träger.
Es ist unheimlich, zu sehen, wie auch eine eingeweihte, gesetzte Person ohne große Ambitionen wie zum Beispiel Frodo zu einem völlig gehetzten, verzweifelten, wahnsinnigen und aggressiven Wesen wird, das vor keinem Freund halt macht. Gleiches gilt für Sméagol.


Wegen dem vielfachen Tragen des einen Ringes als Schmuck könnte ich mir noch vorstellen, dass es auch als eine Art Erkennungszeichen fungiert.
Viele Fantasyfans tragen gerne Schmuck aus Silber mit Drachen und Totenköpfen und so weiter.
Der eine Ring ist nicht nur geschmackvoller vom Aussehen her, es ist auch eine Möglichkeit, sich speziell als waschechter Herr-der-Ringe-Fan zu outen.
Um allerdings auch nur einmal über die tiefere Bedeutung dieses Gegenstandes nachzudenken, dafür reicht die Faszination für Tolkien dann allerdings nur selten aus.

Sonderlich aufregen tue ich mich deswegen allerdings nicht, weil der Eine Ring für mich seine Bedeutung mit der Geschichte gewinnt, und mit ihrer Welt, die der unserigen fern liegt.
In den Tonnen von Platin oder Gold, aus denen hier Ringduplikate geschmiedet werden, liegt kein bösere Wille als der der Firmenchefs, die damit eine Menge Geld verdienen.

Morandilme schrieb:
Sonderlich aufregen tue ich mich deswegen allerdings nicht, weil der Eine Ring für mich seine Bedeutung mit der Geschichte gewinnt, und mit ihrer Welt, die der unserigen fern liegt.
In den Tonnen von Platin oder Gold, aus denen hier Ringduplikate geschmiedet werden, liegt kein bösere Wille als der der Firmenchefs, die damit eine Menge Geld verdienen.

Trotzdem stehe ich eher auf selbstgeschriebene Texte. Aber viele mag die Kalligraphie auf dem Ring so sehr gefallen, dass ihnen die Bedeutung des Textes mehr oder weniger schnurz ist. Die meisten wissen wahrscheinlich gar nicht, was auf dem Ring eigentlich drausteht, weil sie sich soweit nie mit mit der Materie beschäftigt haben oder nie das Buch gelesen haben. Finde ich zwar nicht verwerflich, aber auch nicht sonderlich schlau, sich mit einem Text zu schmücken, deren Bedeutung einem nicht bekannt ist.

Im 3. Zeitalter war der Ring bei den meisten Menschen wahrscheinlich gar nicht mehr bekannt oder nur ein Mythos vergangener Zeitalter. Und die, die von ihm wussten, glaubten ihn verloren. Hätte ihn also irgendein achtloser Bauer aus dem Anduin gefischt (oder ein Ork aus dem Nebelgebirge) und nicht Gollum, hätte es übel ausgehen können.

Faszinierend finde ich ja auch, dass Sauron den Ring lediglich spürt, wenn ihn jemand am Finger trägt. Ansonsten scheint er ihn überhaupt nicht deuten zu können. So gesehen ist es Ding von eigenem Willen und Leben, was ihn auch noch mal gefährlicher und so unberrechenbar macht.

Ich stimme dir zu, es liegt nicht unbedingt ein tiefes Kunstgefühl darin, einen gravierten Ring zu tragen, wenn man sich noch nicht einmal mit dessen Gravur beschäftigt.
Das ist genauso, als ob ich Werbung für die SPD machen würde, ohne mich je informiert zu haben, wofür diese Partei eigentlich steht- und ob ich mit ihrer Haltung übereinstimme.

Danke für die vielen Ansätze zu meiner Frage.

Siviel ich weiß, kann man sich den Ring doch gravieren lassen, wie man möchte. Also werden die Namen des Partners zum Beispiel einfach in Elbenbuchstaben graviert. Nur die völlig fertigen Ringe haben, wenn überhaupt, den ursprünglichen Text drinnen.

Die verschiedenen Aspekte, die Mora aufgezählt hat, fand ich sehr interessant und geeignet länger darüber nachzudenken.

Elentar schreibt, nur der Eine machte unsichtbar. Wo hast du das her? ich dachte, alle Großen Ringe wären so. Denn die 9 sind es ganz sicherlich.

Dann wären die Nazgûl nicht zu sehen, sind sie aber. Der Eine macht unsichtbar, die anderen haben verschiedene Funktionen, bei den Neunen scheint es dem Träger ein Händchen für das Führen von Männern zu geben, große natürliche Autorität, furchteinflößende Erscheinung usw.

Muss ich widersprechen. Die Nazgûl sind unsichtbar. Sie sind nur in unserer Welt sichtbar, weil sie diese Umhänge tragen. Frodo nahm sie nur richtig wahr, als er den Ring trug und in ihre Welt eingetaucht ist. Ohne Gewänder wären auch sie unsichtbar.

[Durch den Einfluss der Neun Ringe und die Kontrolle, die Sauron mithilfe seines Ringes auf diese ausübte, fielen auch ihre Träger, die Menschenkönige unter Saurons Einfluss, durch welchen sie nach einiger Zeit nur noch als unsichtbare Materie, umgeben von einer Aura der Furcht, in der für Menschen sichtbaren Welt existierten. In ihrer tatsächlichen Gestalt waren sie nur in einer geisterhaften Parallelwelt sichtbar, die nur den Ringträgern sowie einigen anderen Wesen (wie Sauron (ohne Ring) oder Tom Bombadil) zugänglich war. Aufgrund dieses Prozesses, der die Nazgûl zu untoten Dienern Saurons machte, ergaben sich für sie einige Änderungen in ihrer Wahrnehmung und ihrem Willen, der aufgrund ihrer ständigen Präsenz in der Geisterwelt ganz dem Saurons untertan war: Die Welt des Lichts sahen sie mit anderen Augen als lebende Wesen, die jedoch einen Schatten in dem Geist eines Nazgûl warfen. So konnten die Nazgûl bei Tage schlecht sehen und benutzten daher öfter ihren Geruchssinn oder bedienten sich anderer Wesen, die ihnen als Spione oder "Sehhilfe" dienten.] Ardapedia

Aber der oberste Nazgûl muss eine Art von Materie haben, denn die Klinge, die er Frodo in die Schulter gerammt hat, war höchst real, es war sogar Gift daran.

Ich habe nicht gesagt, dass er Materielos war. Aber er befand sich in der Geisterwelt. Vorn dort aus konnte er natürlich auch Materie in unserer Welt bewegen. Doch gandalf erklärte Frodo: Ohne sein Gewand und ohne Reittier ist er gestalt und machtlos und muss erst nach Mordor zurückkehren. Daher hatte die Ringgemeinschaft eine Verschnaufpause.

Auch konnte er verletzt werden und sogar getötet. Er war also nicht nur "Luft", denn Merry, der die Klinge aus Westernis benutzte, konnte ihn am Bein verletzen und Èowyn ihn töten. Die anderen Ringgeister vergingen, als der Ring zerstört wurde.

Also waren die Ringgeister an den Ring gebunden...
Wenn sie ihre Mäntel nicht tragen würden, und unsichtbar wären, könnten sie dann auch Sachen anstellen,
z.B. morden im unsichtbaren?

Sie waren an den Ring gebunden, immerhin trugen sie die 9 Ringe der Menschen. Und nachdem der Eine zerstört war verloren alle Ringe ihre Macht, auch die der Elben. Was man als einzig negative Seite der Ringvernichtung sehen kann...

Úrimë

Alle großen Ringe waren an den einen gebunden.

"Ein Ring sie zu knechten
sie alle zu finden
ins Dunkel zu treiben
und ewig zu binden."

Sauron war ja bei der Herstellung der Ringe dabei und wusste was man tun muss. Die einzigen von denen er nichts mitbekommen hat, waren die Drei. Aber als er seinen Ring fertig hatte, wusste er auch von ihnen. Nur konnte er sie nie an sich reißen, den die Elbengroßen versteckten sie vor ihm. Und selbst, als sie ihm ganz nah waren, wusste er nicht, wo sie wirklichwaren.

Sie konnten bestimmt Sachen "anstellen". Doch meist war ihre größte Waffe die Furcht und der Schwarze Atem. (Unter dem fiel zum Beispiel Faramir)