Es war einmal...

...seid Ihr aus der Kammer entwischt?" fragte der Ritter. Die Prinzessin antwortete: "Ich habe aus dem Bettuch ein Seil geknotet und mich aus dem Fenster herabgelassen. Blödsinnige Idee, jemanden in einem Zimmer einzusperren, dessen Fenster nicht vergittert ist." Daraufhin meinte der Prinz: ...

..."Nichts desto trotz könnt ihr nicht mitkommen!" "Und wie, bitteschön, wollt ihr mich davon abbringen?" DerRitter sah sie nachdenklich an und meinte schließlich:"Wenn ich eines gelernt habe als Ritter, dann das es nichts gibt, was einen wirklich entschlossenen Menschen davon abhält das zu tun, was er als seine Pflicht ansieht. Vielleicht ist es...

...wirklich notwendig für Euer seelisches Wohlbefinden, dass ihr uns begleitet. Doch bedenkt auch, dass Ihr damit unsere Bewegungsfreiheit einschränkt. Die Pflicht, Euch zu beschützen, wird immer Vorrang vor allem anderen haben. Und so...

zogen sie zu dritt los, aber nicht ohne einen Kommentar der hochwohlgeborenen Weiblichkeit. "Ihr solltet euch eines merken: Die Zeiten ändern sich. Frauen sind nicht mehr nur die zierlichen Geschöpfe, die man zur Angabe besitzt. Heutzutage steht fast jede Frau ihren Mann. Meine Ausbildung in Schwertkampf, Bogenschießen und Strategie dürfte eurer, werder Ritter und wertder Prinz in nichts nachstehen." "Aber," fing der Ritter an. "Warum habt ihr mich dann zu eurem Schutz mitgenommen?" "Wenn das stimmt," fuhr der Prinz fort. " Dann...

...werden wir keinerlei Rücksicht auf Euch nehmen. Wir werden sehr schnell reisen (zu Fuß natürlich), uns von der Jagd ernähren und keinem Kampf ausweichen. Wenn Ihr damit einverstanden seid,...

... werden wir keine Probleme bekommen." "Das bin ich. Ihre werdet schon sehen, ich werde keine Last sein, sondern eine Bereicherung." Bald ging es durch ein enges Tal, welches der Mönch beschrieben hatte. Ein kleiner Wasserfall...

...rauschte dort herab, wo das Tal sich zu einer Schlucht verengte, und ein Weiterkommen war nur möglich, wenn man dort neben dem Wasserfall emporkletterte, wobei man unweigerlich völlig durchnässt wurde. Die drei Reisenden...

...waren ratlos, wie sie weitergehen wollten. Da schlug sich die Prinzessin vor die Stirn. "Aber natürlich! In meinem Gemach war ein Bild dieses Wasserfalls und darüber stand die ein Satz, den ich nicht verstand: 'Nicht in den Höhen liegt das Heil, sondern im Herz der Dinge'" "Und was soll das bedeuten?" fragte der Prinz. "Dass wir nicht in die Höhe steigen, sondern durch das Herz gehen sollen."
"Durch das Herz?...

"Das ist doch völlig klar!" rief der Ritter. "Wir müssen durch den Wasserfall hindurch. Seid Ihr auch dieser Mainung, werte Prinzessin?" Die Prinzessin...

nickte eifrig. "Genau so sehe ich das auch. Ob da wohl ein Weg ist? Also nass werden wir wohl sowieso." Aber in diesem Punkt sollte die Prinzessin sich irren, denn als sie sich dem Wasserfall näherten...

...versiegte das Wasser plötzlich und die Felswand dahinter wurde sichtbar. Auf halber Höhe erblickten die Reisenden eine Höhle, zu der sogar eine einigermaßen gangbare Treppe emporführte. Der Prinz wollte gleich hinaufsteigen und die Prinzessin folgte ihm, aber der Ritter rief:...

..."Wartet. So erscheint mir das viel zu einfach. Das gefällt mir ganz und gar nicht." "Alte Unke," flüssterte die Prinzessin. Recht leise, doch der Widerhall der Felswand machten ihre Worte laut und deutlich vernehmbar. "Ich unke nicht, Hochwohlgeborigste, ich...

...bin nur vorsichtig. Wir sollten nicht alle zugleich diesen Weg nehmen. Ich werde als Erster hinaufsteigen und einen Blick in diese Höhle werfen. Wenn ich nichts Verdächtiges bemerke, dann könnt ihr beide mir folgen." Das schien den beiden anderen ein guter Vorschlag und so kletterte der Ritter als Erster die glitschigen Stufen hinauf und...

...erreichte unangetastet die Höhle. "Habe ich mir gleich gedacht!" verkündete die Prinzessin, doch im selben Moment geschah etwas oben am Höhleneingang. Zuerst konnten sie es nicht erkennen, was es war, doch dann rissen sie die Augen auf, denn...

...aus der Höhle heraus flatterte ein ganzer Schwarm Fledermäuse, ungewöhnlich große, hässliche und angriffslustige Fledermäuse, die sich sofort auf den mutigen Ritter stürzten und ihn bissen und kratzten. Der Ritter...

zog sein Schwert, doch es waren einfach zu viele. Auch der Prinz wurde attakiert, nur an die Prinzessin gingen sie nicht. Sie sahen sogar fast ehrfürchtig zu ihr. Aufs gerade wohl sagte sie: "Schluss jetzt! Lasst meine Freunde zufrieden." Woraufhin die Fledermäuse...

...sich formierten und als dunkle Wolke irgendwo im Wald verschwanden. Nur eine von ihnen...

...flog auf die Prinzessin zu, schwebte in der Luft wie ein Kolibri und fing an zu reden: "Ihr wart lange nicht hier Hoheit. Fast hätte wir euch nicht erkannt, aber eure Wünsche sind natürlich Befehl für uns. Denkt immer daran, wenn ihr Hilfe braucht, sagt das Wort und wir sind da für euch." Daraufhin folgte sie den anderen. Im wegfliegen rief sie noch: "Denkt immer daran...

... und vergesst nicht das Wort!" "Na großartig", meinte die Prinzessin, "ich habe keine Ahnung, welches Wort das sein soll. Da kann ich nur hoffen, dass ich die Hilfe...

...nicht brauche. Warum zum Geier hat mir dieser Vogel nicht gesagt, was für ein Wort ist. Vergesst es nicht, wie denn, wenn ich es nie gewusst habe?" "Eigentlich sind Fledermäuse keine Vögel und wenn sie sagte, ihr sollt es nicht vergessen... ich glaube ihr kennt es, aber ihr wisst momentan nicht was er meinte. Vielleicht, wenn der Zeitpunkt reif ist...

...wird Euch das richtige Wort einfallen." "Das wäre in der Tat nützlich, vor allem dann, wenn ich gerade einem Haufen bewaffneter Räuber oder einem Ungeheuer gegenüber stehe", maulte die Prinzessin weiter. "Aber jetzt hat es keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir sollten lieber...

...endlich zu dieser Höhle gehen und weiterkommen. Unser lieber Drache hier, will ja endlich seine Familie sehen." Die beiden Männer sahen die Prinzessin verdutzt an. Sie benahm sich so unprinzessinnenhaft, aber vielleicht war es auch normal und sie hatten nur zu selten Umgang gehabt, mit eigensinnigen Hoheiten. Ohne ein weiteres Wort machten sie sich daran, die Höhe zu erklimmen...

...und traten bald darauf in die Höhle ein. Sie gingen eine längere zeit, ohne auf weitere Gefahren zu stoßen; allerdings wurde es bald völlig dunkel und sie hatten kein Licht dabei, sodass sie sich an der Wand entlang tasten mussten. "Ich wollte, ich hätte noch ein bisschen Drachenfeuer", murmelte der Prinz...

"Ach? Mir würde eine einfache Fakel reichen." Meinte die Prinzessin, noch immer störrisch und übelgelaunt. "Eine Fakel in meine Hand..." kaum hatte sie das gesagt, als ein Fakel genau in ihrer Hand erschien. Vor Schreck ließ sie sie gleich wieder fallen. "Was...

...zum Kuckuck ist hier los? Ist das hier eine Wunschhöhle?" Durch diese Worte angeregt, sagte der Ritter: "Ich möchte auch eine Fackel." Aber es geschah nichts. Die Prinzessin hob ihre Fackel, die zum Glück nicht erloschen war, wieder auf und versuchte es nochmals: "Ich möchte...