Es war einmal...

...Sie schloss also die Augen und sagte dann laut: "Ich wünsche mir, dass sich diese beiden Völker verstehen und ihre Feidschaft überwinden."
Die Nymphen sahen sie erstaunt an. Sie hatten die Worte nicht verstanden, wussten aber, dass sie etwas mit ihnen zu tun hatten. Plötzlich meinte eine der Anführerinnen:

"Vielleicht ist dies gar keine schlechte Idee. So schrecklich hässlich sind sie ja gar nicht und sie sind schon lange nicht mehr aggressiv gewesen."

Die Prinzessin lächelte und gemeinsam mit ihren Begleitern verabschiedete sie sich schnell und ging ihres Weges. Die Nymphen aber....

... schickten gleich eine Abordnung zu dem verwunschenen Haus, um Friedensgespräche zu führen und eine Allianz zum Zwecke des Geschichtenaustauschs zu gründen.
Der Prinz und der Ritter waren etwas unzufrieden, weil die Prinzessin einen der Wünsche vergeben hatte für eine Sache, die ihnen selbst gar nichts nützte. Aber die Prinzessin war überzeugt, richtig gehandelt zu haben, und so gaben sie schließlich ihr Schimpfen auf.

Nun gelangten sie endlich zu dem großen Wald, den sie durchqueren sollten. Es wurde bereits wieder Abend ...

.. also suchten sie sich einen winggeschützten Platz für die Nacht. Sie entfachten ein Feuer und machten sich über ihre verbliebenen Vorräte her.
Bald schon wurde es dunkel und sie legten sich nieder um zu schlafen. Eine Wache hielten sie nach wie vor für unnötig.

Als sie am Morgen erwachten hatte sich dichter Nebel ausgebreitet, doch noch bevor sie ihr Lager zusammenpackten, hob er sich und es schien ein schöner Tag zu werden. Frohen Mutes machten sie sich auf einen Weg durch den Wald zu finden. Nach einer halben Stunde fanden sie auch einen breiten Weg.
"Wer den wohl benutzte?" fragten sie sich, machten sich aber weiter keine Gedanken und betraten das Halbdunkel der Bäume...

...Plötzlich hörten sie hinter sich ein lautes Geräusch und wandten sich erschreckt um. Ein seltsames Fahrzeug raste mit unnatürlicher Geschwindigkeit auf sie zu. Es hatte an seiner Vorderseite zwei runde Lichter, die wie Augen aussahen, und gab einen schrillen Heulton von sich. Sie konnten gerade noch im nächsten Graben Schutz suchen, dann donnerte es an ihnen vorbei. Flüchtig nahmen sie die Gesichter von Menschen wahr, die aus dem Fahrzeug auf sie nieder starrten, dann sahen sie nur noch zwei rote Lichter, die in der Ferne immer kleiner wurden. ...

"Was war jetzt bitte schön das?" fragte der Prinz.
"Es sah aus wie eine Kutsche, nur ohne Pferde," meinte der Ritter.
"Was soll das für eine Kutsche sein? Außerdem stinkt sie ganz erbärmlich. Riecht ihr das nicht?"
Beide Männer bejahten.
Als sie noch verwundert den Kopf schüttelten, näherte sich von hintzen erneut solch ein Gefährt...

... und sie sprangen ganz schnell in den Straßengraben, um nicht überfahren zu werden.
Der Ritter schaute dem Fahrzeug hinterher und sagte: "Die Dinger sind zwar unheimlich und gefährlich und stinken, aber sie sind auch sehr schnell. Wenn wir eines davon dazu bringen könnten, uns mitzunehmen, dann hätten wir den Wald in kurzer Zeit durchquert. Wer weiß, wie lang der Weg noch ist!"
"Aber wir haben keine Ahnung, was für Menschen in diesen Dingern sitzen und ob sie uns nicht feindlich gesonnen sind!", wandte der Prinz ein. ...

"Dafür wissen wir uns zu wehren, oder?"

Dem hatte der Prinz nichts entgegenzusetzen. So warteten sie gespannt auf das nächste Gefährt, doch so lange sie auch warteten, es kam keines dieser seltsamen Fahrzeuge mehr angebraust.

"Vielleicht sollten wir uns doch auf unsere Füße verlassen" meinte die Prinzessin.
"Wahrscheinlich ist das richtig, aber es wäre doch zu schön gewesen" sagte der Ritter
Und der Prinz vollendete: "Nun, wir können ja beides machen. Beim Laufen nach so einem Ding ausschauhalten. Bei dem Lärm, die die verursachen, sind sie wohl kaum zu überhören"...

Also gingen sie weiter und eine ganze Zeit kam keines der merkwürdigen Fahrzeuge mehr vorbei.
Es wurde dunkel und sie hielten Ausschau nach einem Platz, an dem sie die Nacht verbringen könnten. Der Wald war offenbar unbewohnt; nirgends konnten sie ein Haus entdecken.
Schließlich kamen sie an einen kleinen freien Platz am Wegesrand, wo eine hölzerne Hütte stand.
Es war aber kein Wohnhaus, denn sie hatte keine Tür, sondern nur eine Öffnung, durch die man einfach hereinspazieren konnte. Drinnen gab es nur Bänke, die an den hölzernen Wänden entlang liefen, und einen Tisch in der Mitte. Das war alles. Da sie aber mittlerweile sehr müde waren, ...

...wollten sie nicht weiter suchen, sondern streckten sich auf den harten Holzbänken lang und waren sofort eingeschlafen.
Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle und als sie früh am nächsten Morgen aufwachten ging es ihnen nicht wirklich gut. Das ungewohnt harte Lager hatte ihre Körper steif werden lassen und das versäumte Abendessen ließ ihre Bäuche knurren.
"Warum nur habe ich mein schönes Zuhause verlassen?" fragte sich die Prinzessin laut.

Nach einem notdürftigen Frühstück - ihre Vorräte waren stark zusammengeschrumpft - packten sie ihre Bündel und wollten sich gerade auf den Weg machen, als...

... eines der seltsamen Fahrzeuge sich näherte und genau neben ihnen anhielt.
Zwei Männer stiegen aus, die für die Augen unserer Reisenden reichlich seltsam gekleidet waren; auffällig waren vor allem ihre merkwürdigen Mützen.
Sie grüßten freundlich und einer von ihnen fragte: "Haben Sie hier die Nacht verbracht?"
"Ja, wir konnten keinen besseren Platz finden", antwortete die Prinzessin.
Die Männer betrachteten die Gruppe und schienen sie ebenfalls reichlich seltsam zu finden. Der Sprecher fragte weiter: "Haben Sie einen Ausweis?"
"Was ist ein Ausweis?" ...

..."Wollen sie mich auf den Arm nehmen?"
Sein Partner meinte aber versöhnlicher:
"Sind sie auf dem Weg zu diesem Mittelaltertreffen? Lass mal Freddy, die sind glaube ich ganz in ihrer Rolle vertieft und im Mittelalter gab es keine Ausweise."
Der mit Freddy angeredete schaute weiterhin finster. Unsere Reisenden waren aber so verdutzt, dass sie kein Wort herausbrachten.
"Sollen wir sie ein Stück mitnehmen?" fragte der Freundliche.
Sie nickten nur und so machte der Mann mit der komischen Kopfbedeckung eine einladende Geste...

... und die drei Wanderer begriffen, dass sie in das eigenartige Fahrzeug einsteigen sollten. Die Prinzessin hatte etwas Angst vor dem Ding, aber natürlich ließ sie sich nichts anmerken, und ihre Begleiter taten desgleichen. Sie setzten sich auf die hintere Sitzbank und erschraken nicht wenig, als sie dort auch noch festgebunden wurden. Zum Glück bemerkten sie rechtzeitig, dass die Fessel nur locker saß; der Ritter war bereits drauf und dran, das Band mit seinem Schwert zu zerschneiden, doch der Prinz hatte es schneller begriffen und hinderte ihn daran.
Dann setzte sich das Fahrzeug in Bewegung und erreichte schnell eine solche Geschwindigkeit, dass ihnen Hören und Sehen verging. ...

Der freundliche Mann mit der seltsamen Mütze - die er vor dem einsteigen abgenommen hatte - fing plätzlich an zu reden. Doch er redete nicht mit den Reisenden, auch nicht mit seinem Kameraden, sondern in ein viereckiges Ding. Dabei sagte er recht eigenartige, ja wirr klingende Dinge.

"10-21. Haben einen 512. Möglicherweise mit 2211. Bitte um Instruktionen!"

Von irgendwo erklang eine weibliche Stimme.

"21. Verstanden. Ich kontaktiere die Klinik. Melde mich wieder. Ende."

"10. Ende" Sagte der Mann vor ihnen und sah sie mit einem seltsamen Blick durch den kleinen Spiegel vorne in der Mitte an...

... Den drei Reisenden wurde sehr unheimlich zumute und sie überlegten jeder für sich, was dieses Gerede bedeuten könnte. Sie bereuten es bereits, in diese komische Kutsche eingestiegen zu sein. Während die beiden Männer darüber nachdachten, wie sie aus dem rasenden Fahrzeug entkommen könnten, bevorzugte die Prinzessin das direkte Vorgehen und fragte: "Mit wem habt Ihr gesprochen, und was ist eine Klinik?" ...

"Mit unserer Zentrale. Eine Klinik ist ein Ort, wo man Menschen helfen kann, die krank sind."

"Sehen wir etwa krank aus?" Platzte der Ritte heraus.

"Nicht jede Krankheit sieht man den Leuten an."

Nun wurde der Ritter richtig ärgerlich. Obwohl die Kutsche sehr beengt war, gelang es ihm sein Schwert zu ziehen. Nun ging alles sehr schnell. Der Mann links vorne riss vor Schreck an dem Rad, welches er zwischen den Beinen hatte. Der andere Mann versuchte etwas aus einer Tasche an seiner Hüfte zu ziehen, doch ehe er dazu kam stand die Welt Kopf, alles drehte sich und sie wurden hin und her geschüttelt. Sie überschlugen sich und verloren das Bewusstsein.

***
Langsam öffnete die Prinzessin die Augen...

... und stellte fest, dass sie im Gras neben der Straße lag. Diese hatte sich wieder in einen schmalen Waldweg verwandelt und von dem fremden Fahrzeug und seinen Besitzern war nichts zu sehen. Ihre Knochen taten weh, doch sie glaubte nicht, ernsthaft verletzt zu sein. Neben ihr richteten ihre beiden Begleiter sich gerade mühsam auf und fluchten verhalten.
"Was war das?", fragte der Ritter.
"Vermutlich eine falsche Zeitlinie. Auf diesem Weg ist es möglich, in eine andere Zeit zu gelangen, was wir ja auch anstreben. Aber offenbar ist die Gefahr groß, in eine falsche zeit zu geraten." ...

"Eine andere Zeit?" fragte der Ritter und er klang mehr als ungläubig. "Das ist doch Blödsinn, das ist doch Wahnsinn!"

"So dachte ich auch einmal," gab der Prinz zu. "Doch ich habe Berichte gehört, glaubhafte Berichte, von Leuten die in einer Zeit gelandet waren, in denen riesige Echsen lebten und wieder andere erzählten von riesigen, eisernen Vögeln, die die Lüfte durchflogen."

Die Prinzessin sah ihren Begleiter skeptisch an.

"Klingt wie eine andere Welt, nicht wie eine andere Zeit. Wie sollen den Echsen so groß werden? Und wie sollen Vögel aus Eisen das Fliegen lernen?"

Sie schüttelte den Kopf, als sei sie benommen und meinte...

..."Jedenfalls wollen wir weder Vögel noch Echsen sehen, sondern wir wollen den Prinzen wieder dahin zurückbringen, von wo er vor Jahrhunderten entführt wurde. Aber ob wir auf dem richtigen Weg sind, das werden wir wohl erst feststellen, wenn wir aus diesem wald herauskommen."
"Und wenn wir wieder in einer falschen Zeit sind?", fragte der Prinz.
"Dann haben wir immer noch eine letzte Möglichkeit. Habt ihr vergessen, dass ...

...ich noch ein paar Wünsche frei habe?"

"Stimmt ja," sagte der Prinz. "Das hatte ich doch glatt vergessen."

"Dafür hatte ich schon fast vergessen, warum wir eigentlich hier sind. Manche Abenteuer sind richtige Selbstläufer. Da fragt man gar nicht mehr warum und weshalb."

Die Prinzessin sah den Ritter an, als wolle sie ihm eine Standpauke halten, entschloss sich aber dann das Thema nicht weiter auszubauen.

"Wir sollten weitergehen."

Das taten sie dann auch...

... Der Wald wurde immer dichter und der Weg verwandelte sich zusehends in einen halb zugewachsenen Trampelpfad. Gelegentlich kreuzten ihn Wildtiere - Rehe, Füchse und Wildschweine, die zum Glück nicht angriffslustig waren. Bären oder Wölfe schien es hier nicht zu geben.

Plötzlich war der Weg zu Ende und sie standen an einem Gewässer: es war ein breiter, stiller Fluss, der dunkel und tief aussah. Eine Brücke oder ein Boot war nirgends zu sehen.
"Könnt ihr schwimmen?", fragte der Ritter seine Gefährten. ...

"Natürlich" kam es unisono zurück.

"Die Stömung scheint nicht sehr stark zu sein, also müssten wir es ohne Probleme schaffen."

Der Ritter fing schon an deine Kleidung abzulegen, doch der Prinz machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann platzte er heraus:

"Nein, wir können hier nicht schwimmen. Ich kenne diesen Fluss. Wenn er sich nicht sehr geändert hat, so gibt es viele Strudel in ihm und außerdem noch drei sehr giftige Schlagen die sic in ihm aufhalten."

Der Ritter hörte auf an seiner Kleidung herumzunesteln. "Und was machen wir dann? Ein Floß bauen?"

... "Keine schlechte Idee - aber wir haben kein Werkzeug. Mit einem Schwert können wir keine Bäume fällen. Vielleicht sollten wir am Ufer entlanggehen, bis wir eine Brücke finden, oder wenigstens eine Furt. Flussaufwärts müsste der Fluss schmaler und flacher werden."
"Vielleicht - vielleicht aber auch nicht. Wir laufen unter Umständen tagelang, ohne einen Übergang zu finden. Da würde ich es doch lieber mit Schwimmen riskieren", meinte der Ritter, der sich für einen recht guten Schwimmer hielt.

"Aber wir haben doch noch zwei Wünsche frei!", rief da plötzlich die Prinzessin. ...

...das vergessen wir immer."

"Was willst du dir wünschen? Eine Brücke? Das kommt mir jetzt etwas seltsam vor."

"Wie wäre es denn mit einem Boot welches vorbeikommt und uns übersetzt?"

"Das wäre vernünftig."

Die Prinzessin formulierte ihren Wunsch sorgsam und kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen, da...

... glitt ein großes Ruderboot um die nächste Flussbiegung, gerudert von zwei sehr schönen Mädchen, die trotz ihres zarten Aussehens sehr kräftig zu sein schienen, denn sie handhabten die Ruder mit Leichtigkeit.
Der Ritter stellte sich ans Ufer und rief laut: "Dürfen wir mitfahren, ihr Schönen?"
Die beiden schauten sich an und kicherten; dann steuerten sie das Boot langsam auf das Ufer zu. Als auch noch der Prinz sich neben dem Ritter sehen ließ, strahlten sie. Die Prinzessin hielt sich wohlweislich im Hintergrund, denn ...

... sie war sich sicher, dass ihr auftauchen die beiden Rudererinnen abschrecken könnte.

Das Boot legte sanft am Ufer an und die beides sprachen Unisono:

"Wo soll es denn hingehen, die Herren?"

"An das andere Ufer, wenn es möglich wäre."

"Für so stattliche Männer machen wir das möglich." wieder sprachen sie wie aus einem Munde. Dann fiel ihr Blick auf die Prinzessin.
"Die da aber nicht. Wir nehmen nur Männer mit."

Langsam wurde den Reisenden die Sache unheimlich, denn es sah so aus, als könne keine der Beiden alleine sprechen, außerdem war ihr Verhalten fast feindselig zu betrachten - zumindest der Prinzessin gegenüber.

Der Prinz sah die beiden an und sprach: "Und gibt es nur zu dritt, oder gar nicht!"

Die beiden Schönheiten sahen sich an, seufzten und sprachen: ...